Oktober

November (nein, ich habe mich nicht im Kalender verirrt): Ein erster Schatten, mehr eine Silhouette, noch kaum zu erahnen im morgendlichen Dunst, doch ich erkenne ihn: Der NaNo naht. Und zur Einstimmung schon wieder eine Challenge. Die #monstermässigenanovorfreude – Vorbereitungen für 30 Tage Schreibwahnsinn.
Und hier Tag 1: Das Monster spricht.
Ernsthaft? 50k in 30 Tagen? Das ist doch völlig verrückt! Mit welchen Argumenten kann das Monster, das auf Deiner Schulter sitzt und Pessimismus verbreitet, bei Dir punkten? Warum solltest Du besser gar nicht erst Dein NaNoWriMo-Glück versuchen?

„Ach, ist es schon wieder soweit. Sicher, du hast ja auch nichts anderes zu tun. Abgesehen von Romanen und Kurzgeschichten, die noch zu überarbeiten sind. Die Anthologie deiner Gruppe – wann hast du gesagt, soll sie erscheinen? Wolltest du da nicht auch noch an der Homepage basteln?
Und wenn du aus dem Fenster schaust … – es wird nichts nützen, die Vorhänge zuzuziehen, im November ist schon so genug im Garten zu tun. Und heuer noch viel mehr.
Mit deinem Schreibtempo im 5 bis 6-Finger System brauchst du aber eh nicht lange, bis die 1.667 Wörter in die Tastatur gehämmert sind. Ich höre jetzt schon das Stakkato: ‚Klack. Klack.‘
Du, und einen Broterwerb gäbe es da auch. So ganz nebenbei.
Weißt du, ich versteh dich nicht. Jedes Jahr dasselbe Drama: du willst schreiben, willst was weiterbringen. Und meckerst über jede Kleinigkeit, die dich daran hindern will, schimpfst über die Reale Welt. Jaja, die sucht sich doch immer ganz genau den November aus, um dich zu quälen, das macht sie dir zu Fleiß.

Geh, sei doch nicht so unendlich dumm, was du unter Zeitdruck schreibst, das wird doch eh nur Mist. Schau, nutz lieber die paar gemütlichen Tage, und mach´s dir vor dem Fernseher bequem, leg ein paar Scheite in den Kamin, zünde Kerzerln an, lies ein Buch oder entspann dich in der Badewanne. Du hast dir das wirklich verdient.

Nein? Du willst unbedingt? Na dann. Aber du glaubst doch nicht im Ernst, ich mache den Platz auf deiner Schulter irgendeiner obskuren Muse frei!“

Nein, den Platz macht es wirklich nicht frei, mein Monsterchen. Es verliert nämlich immer fast das Gleichgewicht, weil es sich nach vorne beugt und mitlesen will. 🙂

Nachzüglereintrag

Alle bloggen sie schon wie wild über den NaNo. Alle, nur ich habe bisher nichts darüber geschrieben. Nur daFÜR 🙂 Und dazwischen das Non-Fiction Leben gelebt.
Also: heute ist Tag drei. Um das NaNo-Ziel zu erreichen, bräuchte ich heute gar nichts mehr tippen. Um mein persönliches Ziel zu schaffen, fehlen mir noch 2.000 Wörter. Vielleicht etwas weniger. Aber es ist ja auch so schrecklich wichtig, auf FB zu schauen, wie es denn den anderen geht. Wie sie damit raufen, Alltag und Schreibwahn unter einen Hut zu bringen. Schreiben und Alltagswahn.
„Ist morgen wirklich Montag? Müssen wir morgen wirklich arbeiten gehen?“ Ja, ist. Ja, müssen wir.
Geld muss verdient werden, sonst fehlt die Entspannung, die für Kreativität Voraussetzung ist.
Kinder müssen abgeprüft werden, damit sie auf Tests auch wirklich gut vorbereitet sind.
Partner wollen wahrgenommen werden.
Laub sollte gerecht werden, sonst gibt´s im Frühling noch mehr Moos statt Wiese.
Geschirr sollte man waschen. Bügeln macht bei manchen Kleidungsstücken auch oft Sinn.

Neue Software zum Plotten will ausprobiert und vor allem eingesetzt werden.
Buchstaben, Wörter und Szenen wollen aus dem Kopf in den Computer.
Romane wünschen sich nichts mehr, als endlich fertig zu sein. Was man halt als „fertig“ definiert – irgendwann muss man es tun.

Zum dritten Mal inzwischen wünsche ich mir, dass es einen Kippschalter gäbe, mit dem man das „normale Leben“ für ein Monat ohne böse Ursachen und Konsequenzen abdrehen kann! Amazon-Universe, geht das?