#LoveWritingChallenge Tag 24: Selfpublishing vs. Verlag

Selbst veröffentlichen oder von einem Verlag gedruckt werden? Was mir lieber wäre?
„Verlag, natürlich!“, schreit mein Ego. Klar doch. In der Vorschau das Cover meines Buches unter „Neuerscheinungen“ sehen. In die Buchhandlung gehen und es im Regal entdecken. Oder gar in der Auslage.
Oh ja, das wäre fein – jucherzt mein Ego.

Es hat Vorteile. Wenn in einem Verlag erst einmal ein paar Kenner das Manuskript lesen und man dann endlich die Antwort bekommt: „ja, wir nehmen es“, dann kann man sich sicher fühlen, dass man zumindest keinen völligen Schrott geschrieben hat. Dazu wird normalerweise lektoriert und korrigiert … das macht es schon viel einfacher. Vorschuss, Tantiemen, nächstes Manuskript.
Der Verdienst – nunja. Es hat sehr viel mit Prestige zu tun, das ist es, was mich an Verlagen so reizt. Und meine „Lieblinge“ (die „Heinrichsbirken-Trilogie“) würde ich lieber bei einem Verlag sehen, als sie selbst zu veröffentlichen.

Self-Publishing bedeutet sehr viel Arbeit und Geld, das man erst einmal in die Hand nehmen muss, bis es endlich soweit ist. Lektoriert sollte ja trotzdem werden und auch Korrektoren sollten auf Beistrichfehlersuche gehen. Und dann braucht man noch ein Cover. Und dann das Ganze hochladen, überprüfen, einstellen, bewerben und beten, dass wenigstens die Investition wieder herein kommt. Ja, dann natürlich noch die Frage: ist außer mir noch jemand von der Geschichte begeistert?
Aber dafür gibt es deutlich mehr Geld als bei einem Verlag. Auch ist das Image als Self-Publisher längst nicht mehr dieses „hat keinen Verlag gefunden, muss es also selbst rausbringen.“

Kurz: beides ist für mich okay. Ich arbeite an ein paar Projekten, die ich im SP herausbringen möchte. Auch zwei Romantasy-Romane gibt es inzwischen, die ich – unter einem anderen Pseudonym – im SP veröffentlichen will.

Mein Ego stampft gerade mit dem Fuß, verschränkt die Arme vor der Brust und fordert: „Sandra, Maggie und Petra will ich bei einem Verlag unterbringen.“ Schon gut, sobald alle drei Teile auf „wir sind eine Trilogie“ überarbeitet worden sind, schicke ich das erste Manuskript noch einmal aus. Der Verlag hat ja schon beim ersten Versuch wirklich Interesse gezeigt und im Dezember hieß es auch: „Ja, schicken Sie es uns dann noch einmal“. Also beruhig dich, Ego, so schlecht kann es nicht gewesen sein!

Sandra in Karlsruhe

Montag, 27. Juli. Wir fahren auf die Post, Sandra und ich. Ich schicke sie auf die Reise zum Verlag. Manchmal fühle ich mich, als wäre ein schrecklich dicker Fallschrimspringer gerade in meinem Bauch gelandet. Dann wieder (und das überwiegt inzwischen) ist alles einfach nur richtig so.

Deckblatt, Exposé und Anschreiben an den Verlag

Mein Baby ist unterwegs

Am Abend – ein wunderbares Gewitter. Angeblich konnte man irgendwo sogar einen doppelten Regenbogen sehen. Aber mir hat eine Wolke zugelächelt. Einfach so, weil Montag ist!

lachendeWolke

Und das soll kein Omen sein?

Mutanfall

War es die Atmosphäre? Der Lärm? Annis Gegenwart? Egal. Etwas hat gestern im Buchquartier mein Hirn außer Kraft gesetzt. Nach einer Lesung, die stark unter der „Akustik“ gelitten hat, lande ich beim Schlendern bei einem der Verlagsstände. Ein Plakat oder ein Roll-Up mit einem klaren „Ja“ zur Belletristik hat mich in seinen Bann gezogen. Ich frage die Dame, ob sie auch „freche Frauen“ im Programm haben. Ein fester Blick zwingt mich, das Wort auszusprechen, das sonst kaum jemand kennt: „Chick-Lit“. Die Dame lächelt und weist auf eine Reihe Bücher. Die Cover kommen mir bekannt vor. Ja, auf deren Homepage war ich doch schon! Jetzt wird es ernst. Ich oute mich als Schriftstellerin auf der Suche nach einem Verlag. Ob ich schon Veröffentlichungen habe. Ja, eine. Eine zweite folgt, die hab ich grad von meiner Lektorin zurückbekommen.
„Lektorin klingt gut.“
Ja, ist auch mein Schreibcoach.
„Schreibcoach klingt auch gut. Zielgruppe?“
Frauen ab ca. 45.
„40 Plus oder 50 Plus?“ – Sie will eine Entscheidung.
„50 Plus.“

Jetzt habe ich zwei Visitenkarten in meiner Tasche. Eine von ihr, eine von der Dame, die die Manuskripte annimmt. Papier bitte, und auf keinen Fall mehr als 300 Normseiten. Wenn ich es bis Februar schaffe (und das Manuskript angenommen wird), kommt „Sandra. Nicht mehr lieb“ im Frühjahr 2016 heraus.

Und wann begreife ich endlich, was da gestern passiert ist?