Plotten oder Bauchschreiben – keine Frage das ist: ohne Plan geht nichts von Beidem

Vor nicht ganz einem Jahr wollte Autorenkollegin und -freundin Petra K. Gungl wissen, wie andere an ein neues Projekt herangehen. Ja, die übliche Frage nach Bauchschreiben oder Plotten. Während die einen mit den Händen fuchteln und zetern, sie ließen sich durch Planung nicht ihre Kreativität vernichten, fuchteln die anderen mit den Händen und zetern, ohne Plot ginge gar nichts.

Was haben die denn alle?, frage ich mich. Und nachdem ich ja bekanntlich ein Lernaholic bin, habe ich mich – nach den ersten Bauchlandungen als Bauchschreiberin – ja mit vielen Methoden beschäftigt
Da wäre die Heldenreise, das klassische Muster, aus dem Geschichten aufgebaut sind. Gut zu wissen, definitiv.
Dann haben wir die Schneeflockenmethode, bei der man die Geschichte langsam umzingelt, bis man sie zu fassen kriegt.
Dann gibt es 7 Stufen-Methoden, 5-Stufen-Methoden, natürlich auch die 3-Akt Struktur und die 5-Akt-Struktur.
Nicht zu vergessen die Plot-Beats nach Blake Snyder

Ja. Eh.

Aber neben dem Plot – also dem Ablauf der Handlungen – gibt es doch so viel mehr zu bedenken! Wie wichtig so Dinge sind, die den Lesern gar nicht auffallen – die Umgebung zum Beispiel, in der die Geschichte spielt, die Zeit, die Form der Geschichte (entspricht ungefähr dem Begriff des Genre – also das „wie erzähle ich es?“ – witzig, spannend, ernsthaft …), die Charaktere, die Symbole (ist Euch schon einmal aufgefallen, dass verfallene Häuser mit zerbrochenen Scheiben und quietschenden Türen eine völlig andere Stimmung erzeugen, als High-Tech-Bauten aus Metall und Glas oder Villen in der Toskana? – ich meine, so richtig aufgefallen?)
Alle diese Dinge wirken genau wie Musik beim Film. Ich habe noch nie erlebt, das bei einem Thriller, wenn wir uns beim Zusehen die Fingernägel abknabbern sollen, im Hintergrund das Rondo Veneziano läuft. Und dazu strahlender Sonnenschein, Kinderlachen, warme Gelbtöne im Bild überwiegen usw.
Wir Autoren haben alle diese Möglichkeiten nicht, die der Film bieten kann. Wir müssen das mit Worten machen.

Buchstaben, wild durcheinander
Bild: geralt/pixabay

Und deswegen ist Plotten ja ganz nett und wichtig, aber nur ein kleiner Teil des Ganzen. Und deswegen war ich ja mit nichts so ganz zufrieden, was es so an Literatur zum Thema gibt. Bis ich bei einem Webinar in einem Nebensatz den Namen „Truby“ aufgeschnappt und mir sein Buch einmal angeschaut habe. Ein Buch, das es nur auf englisch, französisch, italienisch und – ich glaube – spanisch gibt. Bei jedem dritten Satz (der englischen Originalausgabe) gefragt habe: „Was will er jetzt?“, „Was meint er damit?“ und „Sind das wirklich alles nur Beistriche, oder hat der Satz auch einmal einen Punkt?“ Aber ja, das war das „missing Link“. Genau sowas wollte ich lesen: wie man aus einer Idee ein Gesamtkunstwerk macht. So eines, wo alles mit allem verwoben ist, nichts dem Zufall überlassen bleibt, das Handwerk auf die Spitze getrieben wird.

Und deswegen habe ich mir ja auch die Mühe gemacht, Trubys Buch „The Anatomy of Story“ mit den seitenlangen Schachtelsätzen und Fachausdrücken auf Deutsch zu übersetzen. Und ihm die (noch etwas hatscherte) Übersetzung anzubieten. Wer hätte denn auch gedacht, dass er „Ja, ist interessant“, zurückschreibt? Und zwar keine zwei Tage, nachdem ich die Mail abgeschickt hatte? Und dass er gleich das ganze Werk haben wollte? Nein, das Ganze habe ich ihm natürlich nicht geschickt (nachdem ich recherchiert habe, was man für so eine Übersetzung bekommen kann *gg*). Aber drei Kapitel – nicht mehr hatschertes Deutsch – hat er heute bekommen. Und das Zittern beginnt.

Übrigens ist auch Petra (hier der Link zu ihrer FB-Seite) fast zur gleichen Zeit auf Truby gestoßen wie ich. Und keine von uns schreckt vor der vielen Arbeit zurück, bis Ihr, liebe Leser, etwas in der Hand oder am Tablet habt, das sich leicht und „cosy“ liest und Euch Vergnügen oder Spannung verschaffen soll, aber egal, ob Kurzgeschichte oder Roman: es steckt monatelange Arbeit dahinter, denn es geht hier nicht um Plotten oder Bauchschreiben, es geht um Planung. Und wenn die Planung passt, dann kann die Kreativität erst wirklich fliegen.



#LoveWritingChallenge Tag 23: Pantser vs. Plotter

Kopf oder Bauch – darum geht es in der heutigen Frage. Ratet: setze ich mich hin und schreibe drauflos, oder plane ich – bis hin zu jeder einzelnen Szene – ganz genau?
Falsch.

Wie meistens befindet sich selten jemand an einem Pol, sondern irgendwo dazwischen. Auch ich, obwohl wenn mein Stil vielleicht auf „Bauchschreiber“ tippen lässt. Sofern man nicht weiß, wie viel Arbeit dahinter steckt, einen Text leicht hingeflossen und spontan wirken zu lassen.
Aber ich plotte auch nicht komplett durch. Es ist nämlich ganz schön langweilig, ein Buch zu  schreiben, das man ja eh schon kennt.

Für das „Bauchschreiben“ spricht (aus meiner persönlichen Erfahrung):
– ich kippe schneller in den Flow und tauche voll in die Geschichte ein
– die Charaktere (siehe Tag 25) haben -fast- freie Hand, sie dürfen tun, was sie wollen und die Geschichte wird dadurch lebendig und frisch.
– Kreativität und fokussierte, also enge, Konzentration schließen einander weitgehend aus (Kreativität findet nur in der Entspannung statt, fokussierte Konzentration ist das genaue Gegenteil davon)
– es geht was weiter – und das motiviert.
– der „innere Lektor“ hat weniger Zeit, Zweifel aufkommen zu lassen; vor allem diese quälenden Zweifel der Autoren an sich selbst.

Nachteile hat die Sache aber auch:
– kennst Du das noch aus der Schule: „Themaverfehlung“ ? Traps, traps – und schon bin ich ganz woanders. Sind mir die Figuren davonspaziert wie Kinder aus der Zeit der komplett (!) antiautoritären Erziehung. Und dann versuch einmal, sie wieder auf Kurs zu bringen!
– Verzetteln. Weil´s grad so schön dazu passt, schreibe ich dann Dinge hinein, die nicht notwendig sind. Komme vom Hundertsten ins Tausendste. Erst vor ein paar Tagen habe ich ganz genau beschrieben, wie eine Frau ihren Blutzucker misst, und dann trotz des Ergebnisses noch ein Stück Apfelstrudel verzwickt. Doch, doch – es war soweit ganz gut. Es hat die Dame auch sehr gut charakterisiert (nicht nur der Griff zum nächsten Stück Kuchen, auch die Art, wie sie vorher gemessen hat) – aber: sowas von unwichtig für die Geschichte! Es ist außerdem nicht einmal die Protagonistin, also wozu dieser Ausflug überhaupt? Aber ja, ich hatte meinen Spaß daran, das ist ja auch was wert … Etwaige Leser werden allerdings unruhig, fragen sich, was das jetzt soll; wann die Handlung endlich weitergeht. Legen das ansonsten grandiose Werk vielleicht gar zur Seite :-O

Für das Plotten spricht (wieder aus meiner persönlichen Sicht):
– Am Thema dran bleiben.
– Das Wesentliche im Auge behalten
– einen roten Faden haben, der durch die Geschichte führt (auch und vor allem mich selbst)
– Das zu schreiben, was ich schreiben will.
– Ich weiß, was wann passieren muss, damit dann später etwas anderes passieren kann (zwei Mal hintereinander die Stufen hinunterlaufen ohne dazwischen auch einmal hinauf, das funktioniert nur, wenn jemand sich verdoppeln oder einen Astralkörper entwickeln kann)

Nachteile:
– strenges Plotten schränkt die Möglichkeiten einer Geschichte ein, sich anders -vielleicht besser- zu entwickeln. Es macht eine Art „Tunnelblick“
– Es macht bequem: stelle ich an einem Punkt fest, dass ja auch was anderes passieren könnte, müsste ich aber den ganzen Plot entsprechend ändern. Iiiih. Das artet ja in Arbeit aus! (Tut es sowieso, spätestens nach dem Lektorat …)

Mein Weg ist der:
Ich habe mich viel mit unterschiedlichen Methoden der Planung beschäftigt und greife zu der, die mir gerade passend erscheint.

Immer liegt dem Ganzen die „Heldenreise“ zugrunde. Sie ist die Mutter aller Geschichten; auch wenn Dir Dein Kind eine Gute-Nacht-Geschichte aus dem Stegreif erzählt, wirst Du diese Struktur erkennen. Sie ist auch die Mutter Deiner eigenen Geschichte, wieder und wieder (Nur hoffentlich nicht ganz so dramatisch wie in der Literatur)

Und dann gibt es ganz unterschiedlich genaue Arten, eine Geschichte zu planen. Je länger die Sache wird, desto genauer plane ich, sonst verrenne ich mich irgendwo und finde nie wieder zurück.
Hier ist mir die „Schneeflocken-Methode“ am liebsten:
Man tastet sich langsam an die Geschichte heran. Und das abwechselnd einmal an die Charaktere und dann wieder an die Handlung. Jedes Mal wird es genauer und konkreter. Das macht es leicht, Fehler oder Lücken zu finden und sie rechtzeitig zu korrigeren oder zu füllen. Es wäre nämlich ganz schön unangenehm, einen 80.000 Wörter-Roman komplett umschreiben zu müssen, nur weil man nicht bedacht hat, dass … !
Es beginnt mit „um was geht es denn?“, weiter zu „geht das ein bisschen genauer?“ über  „Wen aller brauche ich dazu?“, „jetzt noch etwas genauer, bitte“ und so weiter, bis parallel zueinander das „Casting“ und der Szenenplan fertig sind. Klingt nach viel Vorarbeit? Ist es auch! Mythos „Genie“ entzaubert, sorry, liebe „ich würde ja auch so gerne schreiben, aber …“ Mitbürger! Es ist Arbeit. Es ist Knochenarbeit. Aber eine der schönsten Knochenarbeiten, die ich mir vorstellen kann!
Besonders gut finde ich diese Methode für komplexe Handlungen wie Krimis oder Thriller oder für lange Geschichten, wie Romane (mir fällt gerade „der Medicus“ ein …).

Andere Methoden der Planung gibt es in allen möglichen Abstufungen, Genauigkeitsgraden. Heftig debattiert (in unserer Schreibrunde) ist manchmal die Methode: „Write into The Dark“ – sie wird leicht mit Bauchschreiben verwechselt: dabei bedeutet sie, zeitgleich zu schreiben und zu planen und zu überarbeiten. Nimm eine Figur und stell sie in ein Setting, und dann schau (mit den Fingern auf der Tastatur oder im Heft), was passiert. Dokumentiere es. Geh wieder zurück, wenn du was verändern willst oder musst. An dieser Methode gefällt mir, dass ich immer hautnah am Geschehen bin und meine Charaktere mich jederzeit überraschen dürfen. Aber das Wort „Ende“ – das gibt es erst, wenn das Werk reif für Lektor, Agent, Verlag … ist. Nicht eine Sekunde davor. Oh nein, es ist kein „Drauflosschreiben und dann schau ma mal“!
Ich mag daran, dass ich dabei kontrolliert spontan sein kann, aber disziplinert arbeiten muss. Einfach so schreiben und sagen: „Das besser ich dann beim Überarbeiten aus“, geht hier nicht. Ausgebessert wird immer sofort, sobald man eine Unstimmigkeit entdeckt. SOFORT. Und: ich schreibe eine Geschichte, die ich noch nicht kenne!
Diese Methode verwende ich am liebsten für Kurzgeschichten. Ob sie für mich auch bei größeren Projekten funktioniert – das verrate ich Dir, sobald ich es versucht habe 🙂

Oft ist es ein Mix aus mehreren Methoden, aus denen ich mir die Rosinen rauspicke oder die Teile schnappe, die mir gerade brauchbar scheinen.

Also: Ja, ich plane. Und: Ja, ich schreibe aus dem Bauch.
Wenn ich eine Orientierung habe; weiß, was ich will und wohin ich will, dann sind meine Figuren dran. Aber das Kommando bleibt bei mir!

While waiting …

Während „Sandra“ derzeit beim Verlag ist, bin ich trotzdem nicht faul 🙂
Ein paar Tage Auszeit vom Schreiben habe ich gebraucht, aber jetzt werkel ich wieder an einem Heftroman. Wer die „Schneeflockenmethode“ kennt: ich komme jetzt zu Schritt 8, die Outline. Plot und Charas sind soweit fertig.
Nach diesem stürze ich mich dann auf die Fortsetzung von Sandra und mache mich an massive Umbauarbeiten. Schließlich ist im Erstentwurf ja keine Tante Erna drin und das muss sich ändern! Mal sehen, vielleicht schreibe ich das Ding beim NaNo neu.
Ansonsten bereite ich mich auf einen (beruflich) sehr heißen Herbst vor: die Zahl der Tagesworkshops ist verdoppelt worden, Abendworkshops bis Jahresende sind zu konzipieren, Material zu kaufen und zu testen und viel Gartenarbeit. Muss übrigens toll ausschauen: gestern voll geschminkt in einem experimetellen Look am Holzspalter einen halben Kirschbaum zu Brennholz gemacht.

Kopf- oder Bauch, oder wie kommt das Döner auf die Anrichte?

Es war wieder ein sehr feiner Workshop mit Anni heute! Thema war die Frage: Plotten oder Bauchschreiben. Mit geschickten Übungen hat sie uns an beide Möglichkeiten herangeführt. Für mich völlig neu war diese hier: Man nehme sich zehn Minuten Zeit zum Freien Schreiben. Als Starthilfe gab´s den Anfang: „Heute morgen habe ich …“ Aus diesem Text sollten wir uns Wörter oder auch Wortgruppen suchen, die uns irgendwie angesprochen haben und sie anzeichnen. Diese Begriffe waren dann die Basis für einen Text.
Außer „Sandra“ habe ich noch zwei Projekte für Heftromane in Arbeit, Genre Romantasy. Für einen davon nahm ich meine Begriffe zum Anlass, eine – für meine Verhältnisse – reichlich schmalzige Szene in Angriff zu nehmen. Der Roman spielt in Paraguay, eine junge Spanierin soll dort mithelfen, eine Schule zu errichten und diese dann leiten. Bei der Gelegenheit scheucht sie sämtliche indianische Gottheiten auf, die sich dagegen wehren, dass  Kinder der Natur entfremdet werden sollen (zumindest befürchten sie das). Es regnet ganz schrecklich (tut es immer im Mai in der Gegend, aber dieses Mal viel schlimmer als sonst), die Lehrerin  muss nach dem Abendessen im Haus ihres Auftraggebers übernachten. Die zwei sind natürlich schon ineinander verliebt, keiner gibt´s zu und er hat ein schreckliches Geheimnis – eh klar. In der Nacht betritt er ihr Zimmer, steht am Bettrand und betrachtet sie (Natürlich ist Vollmond …) . Sie ist sich am nächsten Morgen nicht sicher, ob sie das nur geträumt hat. Auf einer Anrichte findet sie etwas (da wusste ich noch nicht, was), von dem sie nicht weiß, ob das am Vorabend auch schon da gelegen ist. Könnte sein, aber es könnte auch sein, dass er ja doch da war und das Ding auf die Anrichte und beim Gehen vergessen hat. Im Freien Text (der Basis für die Szene) hatte ich unter anderem auch das Wort „Döner“ geschrieben und angezeichnet gehabt. Also wurde der Döner zum Platzhalter für diesen Gegenstand. Die Gruppe hatte sich dann für einen Handschuh als Indiz entschieden, weil er ja noch raus musste, um im Pferdestall nachzuschauen…. Und eine Testleserin für dieses „Werk“ habe ich bei der Gelegenheit auch gleich gefunden 🙂
Teil 2 heute war ein kurzes Exposé zu verfassen und kritisch auf Schwachstellen zu überprüfen. Bei der Gelegenheit habe ich mangels einer Idee eine Zeitung aufgeschlagen, festgestellt, dass brennende Altpapiertonnen länger brauchen, um zu einem Roman zu werden, dafür aber eine „Eiserne Hochzeit“ entdeckt, die zur Grundlage eines recht munteren Konzepts wurde. Fehlt ja nur mehr die Zeit, das alles umzusetzen…

The day(s) after

Ja, der November ist vorbei. Ein seltsames Gefühl, nach dem Heimkommen oder vor dem Wegfahren nicht gleich auf Wörterjagd gehen zu müssen! Aber für mich geht´s ja doch weiter. Inzwischen arbeite ich wieder am Plot, bringe alles, was ich so geschrieben habe in eine (neue) Reihenfolge, strukturiere und komme endlich drauf, wie ich die Szenen zu Kapiteln zusammenfassen kann. Ein ganz schöner Brocken Arbeit, aber mit „Aeon“ geht das recht gut. Nur musste ich vorhin kurz schlucken: ich habe mir angesehen, wie denn die Timeline im Ausdruck aussehen würde. Ganz nett. Nur durch Schlampigkeitsfehler (eine Figur habe ich statt 1987 schon 0087 auf die Welt kommen lassen) wären das im Ausdruck etwas über 9.000 Seiten geworden 😛 . Ja, ich denke, es ist bald soweit: der Anfang kann überarbeitet werden. Und die Testleser bekommen auch nur den Anfang zugeschickt, und das bald, denn die meisten sind ja schon im Vorweihnachtstrubel. Noch 2,5 Monate – es wird auch höchste Zeit, einen konkreten Überarbeitungsplan zu erstellen, wenn ich es noch schaffen will. Haltet mir die Daumen, dass mir der Alltag möglichst wenige Überraschungen vor die Füße wirft, es reicht wirklich schon!

NaNoWriMo – 50K erreicht!

Fast war es wie im Roman: „Was ist das Schlimmste, das deiner Figur passieren kann? Lass es geschehen!“ Ja, gestern hat mir der Alltag noch schnell einen gewaltigen Knüppel vor die Füße geworfen. Aber trotzdem: erschöpft, erledigt, erleichtert – ich habe heute die 50K geschafft! Damit bin ich wieder im Plan. Noch weiß ich nicht, wie dick der Knüppel noch werden wird, aber das erste Etappenziel habe ich erreicht. Bis zum 30. November will ich auf 75.000 sein, dann erst einmal durchschnaufen und mich auf meine Arbeit konzentrieren. Den Plot umschlichten und testen, da hat sich Einiges verändert. Mein Werk überarbeiten und den Anfang an die Testleser schicken. Ein Berg Arbeit liegt noch vor mir und ich glaube wirklich nicht, dass ich es rechtzeitig schaffen werde, das Manuskript abzuschicken. Aber heute bin ich erst einmal stolz auf mich!

Harte Zeiten

Da schreibt man also. Jagt seinem Word-Count nach. Nicht nur dem, den der NaNo vorgibt. Nein, viel schlimmer noch: dem, den man sich selbst gesetzt hat.
Man muss erkennen, dass man sich die Latte zu hoch gelegt hat.
Der innere Lektor brüllt: „Was soll der Schwachsinn überhaupt?“
Der innere Realist schreit: „Sag einmal, hast du nichts Anderes zu tun?“
Der Plot stimmt nicht, der Spannungsbogen auch. Die Idee ist da, wie es besser geht. Dazu fehlen aber wichtige Informationen. Den einzigen Menschen, der die Antworten kennt, traut man sich nicht anzurufen.
Die Biotonnen sind geleert, das Wetter wunderbar. Es gibt keine Ausreden, das (fast) letzte Laub zu rechen. Es hätte davor auch keine Ausreden gegeben, die Schläuche im Garten endlich aufzurollen und die Garnitur von der Terrasse winterfest zu verstauen.
Vor dem Einschlafen das letzte Bild, das ich hinter geschlossenen Lidern sehe, ist ein „Screenshot“ vom Srivener, meinem Schreibprogramm. Eine Idee, eine unscheinbare Nebenfigur etwas farbiger zu gestalten. Nicht aufgeschrieben. Weg.

Vor allem aber dieses Gefühl: ich schaffe es nicht. Den NaNo schon, da mache ich mir keine Sorgen. Aber ich will ja das Manuskript bis Februar fertig haben. An den Verlag schicken. Auf die Antwort zittern.
Und plötzlich ist sie wieder da, diese grausame Stimme in meinem Kopf: „Was willst du überhaupt? Warum tust du dir das an? Wozu schreibst du überhaupt einen Roman? Und was bedeutet es für dich, ihn zu veröffentlichen, wieso ist dir das auf einmal so wichtig?“

Herzerl, wenn ich die Antwort wüsste, würde ich es wahrscheinlich gar nicht tun!

Das Einzige, was ich weiß ist, dass diese Phasen notwendig sind. Was jetzt bremst, wird bald beschleunigen.

Also: Nase zu und durchtauchen!

Gedankensplitter

Ein Blogeintrag einer ebenfalls schreibenden Freundin passt gerade gut zu meiner völlig übermüdeten und daher nachdenklichen Stimmung. Sie beschreibt ihren Kampf gegen den Alltag, der sicher auch aus Dingen besteht, die sie liebt, aber gerade im November, dem weltweiten Monat des Schreiberwahns, scheint sich alles gegen uns verschworen zu haben. Auch die Dinge, die wir ansonsten gerne tun: da draußen scheint gerade die Sonne. Das vom Regen der letzten Tage noch nasse Laub schimmert auf der Wiese und lockt: „Komm, nimm den Rechen und spiel mit mir“. Und ich sage „Später.“

Es ist schon eine ganz eigene Welt, in der wir uns befinden. Einmal tun wir das, was andere „Leben“ nennen, und dann wieder rennen wir in eine Art Parallelwelt. Alles, was auf der „realen“ Welt ist, kann zu einer Inspiration für die Anderswelt werden.
Gestern, auf einer unerwartet schlechten Veranstaltung der Wirtschaftskammer, haben mir wengstens zwei Referenten Details zur Beschreibung von Szenen geliefert, der Zweite kann es in seiner Absurdität sogar zur Vorlage für eine Figur bringen (so ist er wenigstens für Irgendwas gut…). Ein dritter Vortragender die Idee, dass „Sandra“ unbedingt einen 3D-Drucker braucht. Die Freundin, die ich mitgenommen hatte, habe ich möglicherweise ein wenig verletzt, als ich sagte: „Die Schreiberlinge sind die Herde, zu der ich gehöre.“ Manchmal kommt es mir vor, als wären wir eine Art Geheimbund. Eine Minderheit, die versucht, eine harmlose (aber den „Normalen“ unheimliche) Psychose vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Sowas verbindet natürlich :-).  Dabei ist mein zweiter Vorname „Einzelgänger“! Und auch die Baustelle meiner Freundin inklusive deren wunderschönes Dachzimmer (genauer gesagt: wunderschön werdendes Dachzimmer) wurden zur Quelle der Inspiration. Denn sie (die Freundin) ist die Vorlage eines sehr wichtigen Charakters in meinem Roman – nur natürlich bis zur Unkenntlichkeit übersteigert. Das weiß sie übrigens auch.

Wen wundert es, wenn der Alltag seinen Tribut fordert, für alles das, was er uns an Ideen bringt :-)? Na gut, liebes Laub. Ich komme. Sobald Du etwas trockener bist.

NaNoWriMo – die Vorbeben

In immer kürzeren Abständen kommen die mails von den Organisatoren.
In unserer Facebook-Gruppe werden Treffen organisiert, Vorsätze gefasst, und Fortschritte in den Vorbereitungen gepostet. Fehlen nur noch ein paar Cheerleader. Mein Gefrierschrank platzt aus allen Nähten, der Vorratsschrank ist voll mit Kaffee und zur Sicherheit sogar Konservendosen.
Die Charaktere sind weitgehend überarbeitet, ebenso der Plot.
Die Buddies sind überprüft und die Liste vervollständigt.
Holz ist eingelagert.
Auf der Post steht die Urlaubsbox, Outlook verschickt ab 1. November Abwesenheitsmeldungen und an der Gegensprechanlage hängt ein Schild: „Novelist at work. Do not disturb.“ (nein, nicht wirklich, aber schön wäre es ja doch).
Der Wecker wird eine Stunde früher gestellt, man weiß ja nie, ob der Tag einem nicht Knüppel vor die Füße wirft, die uns am Schreiben hindern wollen.
Ja, es ist bald wieder soweit: 50.000 Wörter, 30 Tage, Null Ausreden – NaNoWriMo!

Morgen ist Workshoptag!

Ich freue mich schon so auf morgen! Workshop mit Anni Bürkl: „Plotten mit Tarot“. Nachdem ich momentan sehr viel Arbeit habe (ist ja kein Fehler, wenn man Unternehmerin ist 🙂 ), komme ich viel zu wenig zum Schreiben! Der NaNo ist ja soweit vorbereitet, dass der November kommen kann – wenigstens das 🙂 Aber mir fehlen meine 2.000 Wörter am Tag. Wenigstens 1000 würde ich gerne schaffen. Aber so ist das Leben: Entweder man hat jede Menge Zeit zum Schreiben, aber dann stapeln sich die unbezahlten Rechnungen, oder man kann seine Rechnungen bezahlen und sich gleich dazu eine neue Einrichtung kaufen, aber dann ist nichts mit Schreiben. Ein Mittelmaß wäre fein!