#LoveWritingChallenge Tag 26: Kuriose Recherche

Für Irdische ist wahrscheinlich jede Recherche kurios.

„Fein, dass du heute auch wieder mitgekommen bist!“, begrüße ich den zweiten Baumfäller. Es freut ihn offensichtlich, dass ich mich an ihn erinnere;  aber so viel Herzlichkeit in der Begrüßung scheint ihn doch ein wenig zu irritieren. Sein Blick wandert die Föhre neben meinem Haus empor.
„Die?“
„Ja. Sag, hast du zwischendurch ein paar Minuten Zeit? Ich hätte ein paar Fragen an dich.“
Später, als sein Kollege ordentlich gesichert ist, und harmonisches Kreischen der Kettensäge beweist, dass er (bis jetzt) unversehrt arbeitet, stapft er zu mir.
„Du wolltest mich was fragen?“

Ich habe eine Liste vorbereitet, will den Tages- und den Jahresablauf in einer Baumschule ganz genau wissen. Und ein paar Schmankerln bitteschön, die hätte ich auch noch gerne.
Weil es noch etwas frisch ist im Freien, gehen wir ins Haus, der Befragte schiebt nach einer Weile sein Kapperl in den Nacken, kratzt sich am Kopf, überlegt, antwortet. Erzählt. Ich schreibe den Block voll. Wir diskutieren im Zusammenhang mit dem Monitoring von Schädlingen über Klimawandel und inzwischen wesentlich mehr Generationen Borkenkäfer pro Jahr als früher. Die sich dementsprechend schnell anpassen und über die Mittel, die er zu deren Bekämpfung einsetzen darf, nur milde lächeln.
„Hast noch ein paar G´schichtln aus deiner Laufbahn für mich – Achtung, ich könnte sie verwenden, aber dafür wirst auch in der Danksagung erwähnt.“
Er verzieht den Mund, aber ich glaube, das würde ihm schon gefallen.
Gibt ein G´schicht´l nach dem anderen von sich, und kommt dabei so in Schwung, dass ich immer wieder durch Wedeln mit der Hand signalisieren muss, dass ich mit dem Schreiben nicht mehr nachkomme.
„Bücher könnt´ ma drüber schreiben, sag´ ich dir, Bücher!“

„So, nur a bissl des Dach erwischt, aber sonst bin ich fertig.“ Der junge Mann hat inzwischen die Föhre gekappt und will nun wissen, wie hoch der Stumpf bleiben soll.
Das mit dem Dach … ich renne hinaus. Wieso habe ich nichts gehört oder gespürt? Weil nix war, und der Gute mich nur ein wenig pflanzen wollte. Weiß er, dass auch das verwendet wird?
Jetzt darf er ein Bierchen trinken. In der Küche kommt meine Rache für den Schreck vorhin: ich schenke sein Bier in ein Glas und – stelle es in den Mikrowellenherd.

Als ich zurückkomme, erfahre ich, dass mein Informant und ich gemeinsam einen Roman über das Leben in einer Baumschule schreiben werden. 🙂

Zahn in der Handtasche, Spitzbärte auf der Burg, Mutanfall, Biederfrau und mehr

Nur, weil ich nicht so viel blogge wie andere, heißt das ja noch lange nicht, dass ich nicht schreibe!

Im Gegenteil.
„Sandra“ hat eine Pause gebraucht, also wurde mein erster Heftroman fertig. Romantasy in Paraguay, ich habe meinen Spaß gehabt, so vor mich hin zu „schwülsteln“! Zwei der drei Testleserinnen haben ihn schon, ich bin ja neugierig, was sie dazu sagen.
Jetzt ist „Sandra“ wieder an der Reihe. Einmal komplett durchlesen und die letzten Änderungen, dann geht auch sie an die Testleserschaft (ein Mann ist auch dabei, wofür ich wirklich dankbar bin).
Samstag gab´s Recherche. Ich bin ja nicht so die Computer-Spielerin (abgesehen von meiner virtuellen Farm, weil mir ja die Echte noch nicht reicht 🙂 ), also habe ich mir eine LAN-Party gegeben. Auf der Burg Kreuzenstein, genauer gesagt, in der Burgtaverne im Keller. Ein faszinierendes Erlebnis, ich schätze, das landet in der „Hutständerin“, meinem zweiten Roman (Erstentwurf ist fertig, nach den Erfahrungen mit „Sandra“ habe ich das Projekt schon ganz anders in Angriff genommen gehabt.) In einem mittelalterlichen Ambiente, mitten in den Vorbereitungen zur Saisoneröffnung Ende März stehen da auf dicken, massiven Holztischen und Bänken Rechner unteschiedlichster Gestalt im Dämmerlicht. Die Männer: alle mit Gamsbart und Kopfhörern. Nein, Klaudias Mann ohne Bart. Klaudia sitzt mit einer Bekannten am Nebentisch, rauft sich die Haare wegen des Textes für einen Wettbewerb um ein Krimi-Stipendium. Mein Laptop ist übrigens lauter als alle Rechner dort zusammengefasst.
Klaudia schiebt mich auf ihren Platz und meint: „Spielen“. Ha, bitte was?
Autorennen. Jeder gegen jeden und das Wichtigste: mach sie fertig. Was mir wahrscheinlich gelungen ist, aber nicht wegen meines tollen Fahrstils…
Die Grafik war jedenfalls gut: in den Kurven wurde mir schlecht.
Später Wechsel zu Klaudias Notebook und bemurmeln, wie die noch fehlenden Seiten gefüllt werden könnten. Dazwischen das Klacken von Tastaturen, leises Rauschen der Lüfter und „pass auf, oben!“ (sie haben sich inzwischen mit Zombies herumgeschlagen).

Gestern Brunch im Café Benno – ja, die Täter kehren tatsächlich immer wieder zurück. Louisa, die bei der Lesung nicht anwesend war, weil „Quasimodo-Backe“, ist ihren Zahn inzwischen los und trägt ihn in der Handtasche mit sich.
Anni bloggt inzwischen auch, nennt sich „Biederfrau“ und möchte hin und wieder aus der Komfortzone raus (zum Unterschied von mir; Ich möchte nach all den Jahren da erst einmal wieder hinein 🙂 ), Paul erzählt, warum er mit Leihwagen unterwegs ist und statt aus Graz gerade aus Nürnberg kommt, und ich berichte von meinen Erfahrungen als Testleserin eines erotischen Liebesromans. Wir planen endlich wieder ein „Write-In“ (nach Möglichkeit in Zukunft regelmäßig), unsere Jour-Fixes wollen wir auch wieder aufnehmen (Brunch im Benno bietet sich an) und ansonsten fallen wir nicht weiter auf (glaube ich).

Auf Klaudias Anraten bringe ich mich beim Verlag, mit dem ich auf der „Buch-Wien“ wegen Sandra in einer Art Größenwahn gesprochen habe, in Erinnerung. Die Mail zu schreiben fällt mir schwerer als „Sandra“ noch drei Mal überarbeiten. Weil: Ja, es fühlt sich alles sehr richtig an, vor allem seit unserer Lesung. Aber es ist doch was Anderes, hinaus zu gehen und zu sagen: „Da bin ich“, als im stillen Kämmerlein zu schreiben oder in der Gruppe gescheit daherzureden.

So, das war´s vorläufig von meiner Front 🙂

Harte Zeiten

Da schreibt man also. Jagt seinem Word-Count nach. Nicht nur dem, den der NaNo vorgibt. Nein, viel schlimmer noch: dem, den man sich selbst gesetzt hat.
Man muss erkennen, dass man sich die Latte zu hoch gelegt hat.
Der innere Lektor brüllt: „Was soll der Schwachsinn überhaupt?“
Der innere Realist schreit: „Sag einmal, hast du nichts Anderes zu tun?“
Der Plot stimmt nicht, der Spannungsbogen auch. Die Idee ist da, wie es besser geht. Dazu fehlen aber wichtige Informationen. Den einzigen Menschen, der die Antworten kennt, traut man sich nicht anzurufen.
Die Biotonnen sind geleert, das Wetter wunderbar. Es gibt keine Ausreden, das (fast) letzte Laub zu rechen. Es hätte davor auch keine Ausreden gegeben, die Schläuche im Garten endlich aufzurollen und die Garnitur von der Terrasse winterfest zu verstauen.
Vor dem Einschlafen das letzte Bild, das ich hinter geschlossenen Lidern sehe, ist ein „Screenshot“ vom Srivener, meinem Schreibprogramm. Eine Idee, eine unscheinbare Nebenfigur etwas farbiger zu gestalten. Nicht aufgeschrieben. Weg.

Vor allem aber dieses Gefühl: ich schaffe es nicht. Den NaNo schon, da mache ich mir keine Sorgen. Aber ich will ja das Manuskript bis Februar fertig haben. An den Verlag schicken. Auf die Antwort zittern.
Und plötzlich ist sie wieder da, diese grausame Stimme in meinem Kopf: „Was willst du überhaupt? Warum tust du dir das an? Wozu schreibst du überhaupt einen Roman? Und was bedeutet es für dich, ihn zu veröffentlichen, wieso ist dir das auf einmal so wichtig?“

Herzerl, wenn ich die Antwort wüsste, würde ich es wahrscheinlich gar nicht tun!

Das Einzige, was ich weiß ist, dass diese Phasen notwendig sind. Was jetzt bremst, wird bald beschleunigen.

Also: Nase zu und durchtauchen!

Gedankensplitter

Ein Blogeintrag einer ebenfalls schreibenden Freundin passt gerade gut zu meiner völlig übermüdeten und daher nachdenklichen Stimmung. Sie beschreibt ihren Kampf gegen den Alltag, der sicher auch aus Dingen besteht, die sie liebt, aber gerade im November, dem weltweiten Monat des Schreiberwahns, scheint sich alles gegen uns verschworen zu haben. Auch die Dinge, die wir ansonsten gerne tun: da draußen scheint gerade die Sonne. Das vom Regen der letzten Tage noch nasse Laub schimmert auf der Wiese und lockt: „Komm, nimm den Rechen und spiel mit mir“. Und ich sage „Später.“

Es ist schon eine ganz eigene Welt, in der wir uns befinden. Einmal tun wir das, was andere „Leben“ nennen, und dann wieder rennen wir in eine Art Parallelwelt. Alles, was auf der „realen“ Welt ist, kann zu einer Inspiration für die Anderswelt werden.
Gestern, auf einer unerwartet schlechten Veranstaltung der Wirtschaftskammer, haben mir wengstens zwei Referenten Details zur Beschreibung von Szenen geliefert, der Zweite kann es in seiner Absurdität sogar zur Vorlage für eine Figur bringen (so ist er wenigstens für Irgendwas gut…). Ein dritter Vortragender die Idee, dass „Sandra“ unbedingt einen 3D-Drucker braucht. Die Freundin, die ich mitgenommen hatte, habe ich möglicherweise ein wenig verletzt, als ich sagte: „Die Schreiberlinge sind die Herde, zu der ich gehöre.“ Manchmal kommt es mir vor, als wären wir eine Art Geheimbund. Eine Minderheit, die versucht, eine harmlose (aber den „Normalen“ unheimliche) Psychose vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Sowas verbindet natürlich :-).  Dabei ist mein zweiter Vorname „Einzelgänger“! Und auch die Baustelle meiner Freundin inklusive deren wunderschönes Dachzimmer (genauer gesagt: wunderschön werdendes Dachzimmer) wurden zur Quelle der Inspiration. Denn sie (die Freundin) ist die Vorlage eines sehr wichtigen Charakters in meinem Roman – nur natürlich bis zur Unkenntlichkeit übersteigert. Das weiß sie übrigens auch.

Wen wundert es, wenn der Alltag seinen Tribut fordert, für alles das, was er uns an Ideen bringt :-)? Na gut, liebes Laub. Ich komme. Sobald Du etwas trockener bist.

Recherchen für einen Kurzroman

Es soll ein Mystery-Roman werden. Ich habe einfach ein Tarot-Legesystem ausprobiert und daraus eine Grundidee entwickelt. Dann ging´s weiter mit Google-maps. Leider habe ich keinen Globus daheim, also muss die Frage nach dem „wo spielt denn das überhaupt?“ so beantwortet werden. Heraus kam Paraguay. Aha. Ich brauche Monster und Mythen. Und Informationen über das Land: Geschichte, Politik, Bevölkerung und Ethnien, Landwirtschaft, Geographie und natürlich Mythen. Wie viele Stunden ich dafür schon im Internet war? Fragen Sie meinen Provider, ich weiß es nicht. Aber so sieht es dann aus, wenn ich die Ergebnisse im Scrivener verarbeite (nach der „Snowflake-Methode“):

snowflake-scrivener

Gut, dass ich am Samstag auf einem Workshop bin. „Historischer Roman“ mit Titus Müller – vielleicht kann ich das gleich zum Üben verwenden?