Für Irdische ist wahrscheinlich jede Recherche kurios.
„Fein, dass du heute auch wieder mitgekommen bist!“, begrüße ich den zweiten Baumfäller. Es freut ihn offensichtlich, dass ich mich an ihn erinnere; aber so viel Herzlichkeit in der Begrüßung scheint ihn doch ein wenig zu irritieren. Sein Blick wandert die Föhre neben meinem Haus empor.
„Die?“
„Ja. Sag, hast du zwischendurch ein paar Minuten Zeit? Ich hätte ein paar Fragen an dich.“
Später, als sein Kollege ordentlich gesichert ist, und harmonisches Kreischen der Kettensäge beweist, dass er (bis jetzt) unversehrt arbeitet, stapft er zu mir.
„Du wolltest mich was fragen?“
Ich habe eine Liste vorbereitet, will den Tages- und den Jahresablauf in einer Baumschule ganz genau wissen. Und ein paar Schmankerln bitteschön, die hätte ich auch noch gerne.
Weil es noch etwas frisch ist im Freien, gehen wir ins Haus, der Befragte schiebt nach einer Weile sein Kapperl in den Nacken, kratzt sich am Kopf, überlegt, antwortet. Erzählt. Ich schreibe den Block voll. Wir diskutieren im Zusammenhang mit dem Monitoring von Schädlingen über Klimawandel und inzwischen wesentlich mehr Generationen Borkenkäfer pro Jahr als früher. Die sich dementsprechend schnell anpassen und über die Mittel, die er zu deren Bekämpfung einsetzen darf, nur milde lächeln.
„Hast noch ein paar G´schichtln aus deiner Laufbahn für mich – Achtung, ich könnte sie verwenden, aber dafür wirst auch in der Danksagung erwähnt.“
Er verzieht den Mund, aber ich glaube, das würde ihm schon gefallen.
Gibt ein G´schicht´l nach dem anderen von sich, und kommt dabei so in Schwung, dass ich immer wieder durch Wedeln mit der Hand signalisieren muss, dass ich mit dem Schreiben nicht mehr nachkomme.
„Bücher könnt´ ma drüber schreiben, sag´ ich dir, Bücher!“
„So, nur a bissl des Dach erwischt, aber sonst bin ich fertig.“ Der junge Mann hat inzwischen die Föhre gekappt und will nun wissen, wie hoch der Stumpf bleiben soll.
Das mit dem Dach … ich renne hinaus. Wieso habe ich nichts gehört oder gespürt? Weil nix war, und der Gute mich nur ein wenig pflanzen wollte. Weiß er, dass auch das verwendet wird?
Jetzt darf er ein Bierchen trinken. In der Küche kommt meine Rache für den Schreck vorhin: ich schenke sein Bier in ein Glas und – stelle es in den Mikrowellenherd.
Als ich zurückkomme, erfahre ich, dass mein Informant und ich gemeinsam einen Roman über das Leben in einer Baumschule schreiben werden. 🙂