Namen sind wichtig für Figuren. Wir beginnen mit der „Schubladen-Steckerei“ ja schon, wenn wir von einem Menschen nur den Namen kennen. Ein „Gerhard“ klingt nicht unbedingt nach einem Harley-Fahrer mit Fransenlederjacke, oder?
Ernestine schätzen wir etwas älter und wenn dein Bankbetreuer mit „Frankie“ unterschreibt, dann wirst du wohl ein wenig stutzig. Wir interpretieren sehr schnell Alter, Herkunft, aber auch bestimmte Eigenschaften in einen Namen hinein. Namen tragen also viel zur Charakterisierung einer Figur bei. Ein Name ist Teil der Identität.
Ich liebe ja Namen, die mehrere Möglichkeiten zur Abkürzung bieten. „Maggie“ heißt eigentlich „Margarete“. So nennt auch ihre Mutter sie (was wiederum Rückschlüsse auf den Charakter der Dame erlaubt). Tante Erna macht gleich eine „Gretl“ draus.
Sprechende Namen verwende ich hin und wieder auch ganz gern, sofern sie nicht allzu plump eingesetzt werden. Der Besitzer der Baumschule im Dorf Heinrichsbirken heißt „Sebastian Steiger“ – und damit ist schon viel gesagt.
Und mein Pseudonym lässt auch vermuten, was von mir stilistisch (meist) zu erwarten ist (während meinen bürgerlichen Namen kaum jemand aussprechen kann).
Meistens verwende ich für „normale“ Menschen (gibt´s denn die?) auch „normale“ Namen. Michael Steiner hat einen sehr, sehr soliden Beruf – von ihm gibt´s diese Woche (so die Zeit es erlaubt) noch mehr. Manchmal drehe ich den Spieß auch um und lasse eine ruhige, lyrisch feminine Frau gnadenlos „Franziska“ heißen. Anstatt sie vielleicht „Romana“ zu nennen. Oder „Daniela“.
Wenn mir auf Anhieb kein passender Name für eine Figur einfällt, dann bemühe ich das Telefonbuch als Inspirationsquelle oder benutze eine Funktion im Scrivener, den Namensgenerator. Für österreichische Namen wird der allerdings nicht berühmt. Ich habe auch Zettel mit Namen und dazu Beschreibungen, wie ich mir jemanden vorstelle, der so heißt.
Es muss aber unbedingt „klick“ machen bei mir; erst mit dem passenden Namen wird aus einer ano-nymen, fiktiven Figur ein lebendiger Mensch mit Gegenwart, Vergangenheit, Wünschen, Ängsten, Eigenheiten. Das gilt natürlich vor allem für die Hauptfiguren, bei den Nebendarstellern bin ich da nicht ganz so pingelig.
Immer aber bemühe ich dabei ein Telefonbuch oder frage „Dr. Google“. Namen, die selten vorkommen und sich daher jemand angesprochen fühlen könnte, verwende ich nicht.
Für persönliche Racheakte gibt es genug andere Möglichkeiten 🙂