#LoveWritingChallenge Tag 25: Plot-getrieben vs. Charakter-getrieben

Was war zuerst: Handlung oder Charakter? Erst muss doch die Henne da sein, sonst kann es kein Ei geben – oder war doch zuerst das Ei, aus dem die Henne geschlüpft ist, weil sie ja sonst kein Ei legen kann?
Ein Charakter, der nichts tut, ist kein Charakter. Eine Handlung kann nicht ohne Charaktere stattfinden.

Gemeint ist bei dieser Frage natürlich, was im Vordergrund steht.
James Bond zum Beispiel ist handlungsgetrieben. Irgendein Bösewicht bedroht die Welt, dann kommt der immer gut angezogene James Bond, kriegt Werkzeug und dann handelt er. Damit´s etwas mehr prickelt, landet er gelegentlich im Bett mit einer wunderschönen jungen Frau und ist nachher genauso glatt gebügelt wie davor. Er selbst bleibt aber immer der Gleiche. Da geht es nicht um die Person, sondern um Spannung.
Okay. Ich habe zwei oder drei davon gesehen und dazu gebügelt. Wenn ich mit dem Bügeln fertig war, habe ich wieder abgedreht, er lernt ja doch nie was dazu. Und Bart lässt er sich auch keinen wachsen, also was soll an ihm schon attraktiv sein? Aber wenigstens kann ich mitreden.

Wie schon vielleicht ein, oder zwei Mal 🙂 angedeutet: mich faszinieren Menschen. Wie lösen sie Aufgaben? Wie gehen sie mit bestimmten Situationen um? Was sind sie bereit, für ihre Träume zu tun, damit sie Wirklichkeit werden? Was tun sie, wenn sie scheitern? Was ist ihnen wichtig? Welche Bedürfnisse haben sie?
Und vor allem: wie geht es mit ihnen weiter? Lernen Sie? Sind sie bereit, umzudenken, ihr eigenes Weltbild zu hinterfragen?

Es macht mir Spaß, fiktive Menschen in eine Situation zu werfen und dann zu schauen:
Wird Sandra beim Anblick ihres leeren Hauses bereuen, dass ihr ihr Stolz wichtiger war als die Bequemlichkeit? Wird sie die Sicherheit ihres Jobs für die Chance, sich voll auf ihr Unternehmen zu konzentrieren, aufgeben?

Wird Maggie, als sie mit ihrem ersten Roman nicht zufrieden ist, aber nicht weiß, woran es liegt, achselzuckend aufgeben und sich mit ihrem Tagebuch begnügen? Angenommen, sie gibt auf, was macht sie stattdessen? Ist sie damit glücklich? Was tut sie dann, um ihre Kreativität auszuleben?

Was, wenn Michael sich mit einem lauwarmen Leben zufrieden gibt und Sandra vergisst? Gibt sie sich mit einer anderen, einer ebenfalls lauwarmen Beziehung zufrieden oder bleibt sie doch lieber alleine? Trauert sie? Wird sie bitter?

Ich experimentiere gerne mit verschiedenen Möglichkeiten und spinne den Faden weiter. Aus einer einzigen Ausgangssituation können sich (fast) unendlich viele Geschichten entfalten – abhängig davon, wie der Charakter sie interpretiert, bewertet, daraufhin Gefühle entwickelt und diesen Gefühlen entsprechend reagiert.
Ich suche mir dann die Version aus, die mir am besten gefällt, die in meinen Augen das beste Konflikt- und Entfaltungspotenzial hat und vor allem die, die letztlich zu dem führt, was ich sagen will.
Aber ohne Hand-lung(en) kann es keine Entwicklung geben!

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