Und was ist nun mein Kernthema als Autorin?
Es geht bei mir um Veränderung. Um Entwicklung, um Neubeginn. Einmal geht´s noch – Frauen, die an die oder über 50 sind. Die noch einmal von vorne anfangen. Ganz von vorne und das in mehr als nur einer Hinsicht. So etwas nennt man „Entwicklungsroman“ – und da drin hat alles Platz, was zum Mensch-Sein gehört.
So mit etwa fünfzig erleben viele Frauen eine weitere, ganz große Phase des Umbruchs. Innerlich durch das Klimakterium (nicht umsonst nennen viele Frauen sie „Die zweite Pubertät“) und äußerlich: Kinder sind flügge und ziehen aus – wie geht es mit der Ehe weiter (so sie denn überhaupt noch besteht)?; Eltern werden alt; auf der Karriereleiter geht es oft bergab, …
Es ist ein „Und was jetzt?“ – Lebensabschnitt. Eine „Gestern war doch alles anders!“ – Phase. Eine „Wer bin ich?“ Strecke.
Wie gehen Frauen damit um? Was tun sie? Tatenlos daneben stehen geht fast nicht. (Abgesehen davon, dass Helden, die nichts tun, keine Helden sind – also nur in der Hochliteratur als Protagonisten geeignet, nicht aber, wenn es um Unterhaltung geht)
Meine Heldinnen tun etwas. Sie gehen neue Wege, von denen sie nicht wissen, wohin diese führen und ob sie die richtige (was ist das eigentlich?) Abzweigung genommen haben. Oft brauchen sie vom Leben einen Tritt in den …., bis sie endlich aktiv werden, aber dann sind sie es. Und sie sind es peinlich und schräg und emotional. Vor allem emotional.
Sandra – die ehemalige Rockerbraut, die nach einer wilden Zeit in einer Kommune schwanger wurde, den vermutlichen Vater des Kindes heiraten „musste“ und dann genau das Leben geführt hat, das sie nie wollte, bricht aus und will ihren Stolz zurück. Vielleicht hätte sie das vorher besser etwas genauer geplant und vor allem: gerechnet …
Maggie protestiert immer noch gegen ihre dominante Mutter und rennt gleichzeitig vor ihr davon – es wird Zeit, dass sie erwachsen wird (im positiven Sinn)
Petra wird mit der tatkräftigen Unterstützung ihres (bald darauf Ex-)Mannes aus einer Top-Position wegrationalisiert und erfüllt sich aus einer Art Trotz vom Golden-Handshake einen Jugendtraum. Einen, von dem sie nur eines sicher weiß: dass sie keine Ahnung vom Landleben hat.
Alle drei lernen dabei sich selber neu kennen, gehen neue Wege, machen Fehler, kämpfen. Und alle drei müssen eines begreifen – zum Teil sehr hart: auch mit 50Plus bleibt die Sehnsucht nach Liebe bestehen, ES IST NIE VORBEI.
Ja, das ist es, worum sich bei mir (fast) alles dreht:
Frauen, die in einem höheren Alter noch einmal von vorn anfangen. Es geht emotional her; wie auch gestern schon gesagt: Veränderung bedeutet Unsicherheit bedeutet Angst bedeutet Mut. Meine Heldinnen sind keine Superwomen; sie sind Frauen wie andere auch. Sie sind Romanfiguren, wie andere auch: zum Identifizieren und zum erleichtert Seufzen: „na, ganz so peinlich bin ich aber nicht!“ Zum Lachen, zum Lieben, zum An-die-Wand-kleben-Wollen.
Ihr Job? Sie sollen Mut machen. Mut zur Veränderung, egal in welchem Alter und egal, ob ein Verhalten als „männlich“ oder „weiblich“ gilt – Hauptsache, es gefällt.