#LoveWritingChallenge Tag 28: Deine Geschichte in 5 Worten

Der letzte Tag der Challenge ist das heute, der krönende Abschluss.
Ein Pitch ist gefragt, meine Geschichte auf fünf Worte reduziert. Ich gebe zu, das ist nicht gerade eine meiner größten Stärken 🙂

Okay. Für Sandra, Maggie und Petra lautet das einfach:
50-jährige Frau startet neu durch.

Für die Sonnenkönigin:
Mann sucht Besitzerin einer e-card.

Für „Zaides Tanz“:
Frau kann Eheversprechen ungestraft lösen.

Ja, das war eine ganz interessante Sache, diese Challenge. Und es war tatsächlich eine Herausforderung, vier Wochen lang über das eigene Schreiben nachzudenken. Öffentlich.

Danke, Katie Kling!

 

#LoveWritingChallenge Tag 27: Deine erste Geschichte

Alaska. Schneesturm. Arzt auf Pferd. Zu spät.

Das ist die Kurzversion jener Geschichte, die ich als meine „Erste“ empfinde. Bei der ich zum ersten Mal dieses Gefühl: „ja, wo  kommt denn das auf einmal her?“ hatte.

Ja, ich hatte natürlich vorher schon geschrieben, aber noch nie so. So – in Trance. So völlig drin im Geschehen.
Es war eine Schularbeit. Unser Klassenvorstand und Deutsch-Professor stellte einen Plattenspieler auf. Nahm eine Scheibe schwarzen Vinyls und meinte: „Und dazu schreibt Ihr eine Geschichte.“ Zwei Stunden hatten wir dafür Zeit.
Ich kannte die Nummer damals noch nicht. Aber etwas klang für mich wie das Schnauben eines Pferdes. Dann ein Telefon. Und Sturm. Mir wurde kalt.
Es war noch meine Medizin-studieren-wollen Phase.
Hat er wirklich zwei Stunden lang wieder und wieder das Lied wiederholt? Ich kann mich nicht erinnern, ich hatte mich aus der Klasse langsam davongeschlichen. War in Alaska. Ein Telefon läutete. Die Straßen wegen des Schneesturms nicht mit dem Auto erreichbar.
Also versuchte ich es auf einem Pferd. Es war ein weiter Weg; es war der einzige Weg.
Die Musik wurde langsamer, wenige einzelne Geräusche; ein letztes Schnauben, dann nichts, außer dem Sturm. Der Patient war tot.

„Ihr habt nur mehr 10 Minuten“
Und ich hatte ein „Sehr gut“. Und was für eins.

P.S.: Bei dem Stück handelte es sich um eine Instrumentalversion einer Nummer von Pink Floyd.

#LoveWritingChallenge Tag 26: Kuriose Recherche

Für Irdische ist wahrscheinlich jede Recherche kurios.

„Fein, dass du heute auch wieder mitgekommen bist!“, begrüße ich den zweiten Baumfäller. Es freut ihn offensichtlich, dass ich mich an ihn erinnere;  aber so viel Herzlichkeit in der Begrüßung scheint ihn doch ein wenig zu irritieren. Sein Blick wandert die Föhre neben meinem Haus empor.
„Die?“
„Ja. Sag, hast du zwischendurch ein paar Minuten Zeit? Ich hätte ein paar Fragen an dich.“
Später, als sein Kollege ordentlich gesichert ist, und harmonisches Kreischen der Kettensäge beweist, dass er (bis jetzt) unversehrt arbeitet, stapft er zu mir.
„Du wolltest mich was fragen?“

Ich habe eine Liste vorbereitet, will den Tages- und den Jahresablauf in einer Baumschule ganz genau wissen. Und ein paar Schmankerln bitteschön, die hätte ich auch noch gerne.
Weil es noch etwas frisch ist im Freien, gehen wir ins Haus, der Befragte schiebt nach einer Weile sein Kapperl in den Nacken, kratzt sich am Kopf, überlegt, antwortet. Erzählt. Ich schreibe den Block voll. Wir diskutieren im Zusammenhang mit dem Monitoring von Schädlingen über Klimawandel und inzwischen wesentlich mehr Generationen Borkenkäfer pro Jahr als früher. Die sich dementsprechend schnell anpassen und über die Mittel, die er zu deren Bekämpfung einsetzen darf, nur milde lächeln.
„Hast noch ein paar G´schichtln aus deiner Laufbahn für mich – Achtung, ich könnte sie verwenden, aber dafür wirst auch in der Danksagung erwähnt.“
Er verzieht den Mund, aber ich glaube, das würde ihm schon gefallen.
Gibt ein G´schicht´l nach dem anderen von sich, und kommt dabei so in Schwung, dass ich immer wieder durch Wedeln mit der Hand signalisieren muss, dass ich mit dem Schreiben nicht mehr nachkomme.
„Bücher könnt´ ma drüber schreiben, sag´ ich dir, Bücher!“

„So, nur a bissl des Dach erwischt, aber sonst bin ich fertig.“ Der junge Mann hat inzwischen die Föhre gekappt und will nun wissen, wie hoch der Stumpf bleiben soll.
Das mit dem Dach … ich renne hinaus. Wieso habe ich nichts gehört oder gespürt? Weil nix war, und der Gute mich nur ein wenig pflanzen wollte. Weiß er, dass auch das verwendet wird?
Jetzt darf er ein Bierchen trinken. In der Küche kommt meine Rache für den Schreck vorhin: ich schenke sein Bier in ein Glas und – stelle es in den Mikrowellenherd.

Als ich zurückkomme, erfahre ich, dass mein Informant und ich gemeinsam einen Roman über das Leben in einer Baumschule schreiben werden. 🙂

#LoveWritingChallenge Tag 24: Selfpublishing vs. Verlag

Selbst veröffentlichen oder von einem Verlag gedruckt werden? Was mir lieber wäre?
„Verlag, natürlich!“, schreit mein Ego. Klar doch. In der Vorschau das Cover meines Buches unter „Neuerscheinungen“ sehen. In die Buchhandlung gehen und es im Regal entdecken. Oder gar in der Auslage.
Oh ja, das wäre fein – jucherzt mein Ego.

Es hat Vorteile. Wenn in einem Verlag erst einmal ein paar Kenner das Manuskript lesen und man dann endlich die Antwort bekommt: „ja, wir nehmen es“, dann kann man sich sicher fühlen, dass man zumindest keinen völligen Schrott geschrieben hat. Dazu wird normalerweise lektoriert und korrigiert … das macht es schon viel einfacher. Vorschuss, Tantiemen, nächstes Manuskript.
Der Verdienst – nunja. Es hat sehr viel mit Prestige zu tun, das ist es, was mich an Verlagen so reizt. Und meine „Lieblinge“ (die „Heinrichsbirken-Trilogie“) würde ich lieber bei einem Verlag sehen, als sie selbst zu veröffentlichen.

Self-Publishing bedeutet sehr viel Arbeit und Geld, das man erst einmal in die Hand nehmen muss, bis es endlich soweit ist. Lektoriert sollte ja trotzdem werden und auch Korrektoren sollten auf Beistrichfehlersuche gehen. Und dann braucht man noch ein Cover. Und dann das Ganze hochladen, überprüfen, einstellen, bewerben und beten, dass wenigstens die Investition wieder herein kommt. Ja, dann natürlich noch die Frage: ist außer mir noch jemand von der Geschichte begeistert?
Aber dafür gibt es deutlich mehr Geld als bei einem Verlag. Auch ist das Image als Self-Publisher längst nicht mehr dieses „hat keinen Verlag gefunden, muss es also selbst rausbringen.“

Kurz: beides ist für mich okay. Ich arbeite an ein paar Projekten, die ich im SP herausbringen möchte. Auch zwei Romantasy-Romane gibt es inzwischen, die ich – unter einem anderen Pseudonym – im SP veröffentlichen will.

Mein Ego stampft gerade mit dem Fuß, verschränkt die Arme vor der Brust und fordert: „Sandra, Maggie und Petra will ich bei einem Verlag unterbringen.“ Schon gut, sobald alle drei Teile auf „wir sind eine Trilogie“ überarbeitet worden sind, schicke ich das erste Manuskript noch einmal aus. Der Verlag hat ja schon beim ersten Versuch wirklich Interesse gezeigt und im Dezember hieß es auch: „Ja, schicken Sie es uns dann noch einmal“. Also beruhig dich, Ego, so schlecht kann es nicht gewesen sein!

#LoveWritingChallenge Tag 23: Pantser vs. Plotter

Kopf oder Bauch – darum geht es in der heutigen Frage. Ratet: setze ich mich hin und schreibe drauflos, oder plane ich – bis hin zu jeder einzelnen Szene – ganz genau?
Falsch.

Wie meistens befindet sich selten jemand an einem Pol, sondern irgendwo dazwischen. Auch ich, obwohl wenn mein Stil vielleicht auf „Bauchschreiber“ tippen lässt. Sofern man nicht weiß, wie viel Arbeit dahinter steckt, einen Text leicht hingeflossen und spontan wirken zu lassen.
Aber ich plotte auch nicht komplett durch. Es ist nämlich ganz schön langweilig, ein Buch zu  schreiben, das man ja eh schon kennt.

Für das „Bauchschreiben“ spricht (aus meiner persönlichen Erfahrung):
– ich kippe schneller in den Flow und tauche voll in die Geschichte ein
– die Charaktere (siehe Tag 25) haben -fast- freie Hand, sie dürfen tun, was sie wollen und die Geschichte wird dadurch lebendig und frisch.
– Kreativität und fokussierte, also enge, Konzentration schließen einander weitgehend aus (Kreativität findet nur in der Entspannung statt, fokussierte Konzentration ist das genaue Gegenteil davon)
– es geht was weiter – und das motiviert.
– der „innere Lektor“ hat weniger Zeit, Zweifel aufkommen zu lassen; vor allem diese quälenden Zweifel der Autoren an sich selbst.

Nachteile hat die Sache aber auch:
– kennst Du das noch aus der Schule: „Themaverfehlung“ ? Traps, traps – und schon bin ich ganz woanders. Sind mir die Figuren davonspaziert wie Kinder aus der Zeit der komplett (!) antiautoritären Erziehung. Und dann versuch einmal, sie wieder auf Kurs zu bringen!
– Verzetteln. Weil´s grad so schön dazu passt, schreibe ich dann Dinge hinein, die nicht notwendig sind. Komme vom Hundertsten ins Tausendste. Erst vor ein paar Tagen habe ich ganz genau beschrieben, wie eine Frau ihren Blutzucker misst, und dann trotz des Ergebnisses noch ein Stück Apfelstrudel verzwickt. Doch, doch – es war soweit ganz gut. Es hat die Dame auch sehr gut charakterisiert (nicht nur der Griff zum nächsten Stück Kuchen, auch die Art, wie sie vorher gemessen hat) – aber: sowas von unwichtig für die Geschichte! Es ist außerdem nicht einmal die Protagonistin, also wozu dieser Ausflug überhaupt? Aber ja, ich hatte meinen Spaß daran, das ist ja auch was wert … Etwaige Leser werden allerdings unruhig, fragen sich, was das jetzt soll; wann die Handlung endlich weitergeht. Legen das ansonsten grandiose Werk vielleicht gar zur Seite :-O

Für das Plotten spricht (wieder aus meiner persönlichen Sicht):
– Am Thema dran bleiben.
– Das Wesentliche im Auge behalten
– einen roten Faden haben, der durch die Geschichte führt (auch und vor allem mich selbst)
– Das zu schreiben, was ich schreiben will.
– Ich weiß, was wann passieren muss, damit dann später etwas anderes passieren kann (zwei Mal hintereinander die Stufen hinunterlaufen ohne dazwischen auch einmal hinauf, das funktioniert nur, wenn jemand sich verdoppeln oder einen Astralkörper entwickeln kann)

Nachteile:
– strenges Plotten schränkt die Möglichkeiten einer Geschichte ein, sich anders -vielleicht besser- zu entwickeln. Es macht eine Art „Tunnelblick“
– Es macht bequem: stelle ich an einem Punkt fest, dass ja auch was anderes passieren könnte, müsste ich aber den ganzen Plot entsprechend ändern. Iiiih. Das artet ja in Arbeit aus! (Tut es sowieso, spätestens nach dem Lektorat …)

Mein Weg ist der:
Ich habe mich viel mit unterschiedlichen Methoden der Planung beschäftigt und greife zu der, die mir gerade passend erscheint.

Immer liegt dem Ganzen die „Heldenreise“ zugrunde. Sie ist die Mutter aller Geschichten; auch wenn Dir Dein Kind eine Gute-Nacht-Geschichte aus dem Stegreif erzählt, wirst Du diese Struktur erkennen. Sie ist auch die Mutter Deiner eigenen Geschichte, wieder und wieder (Nur hoffentlich nicht ganz so dramatisch wie in der Literatur)

Und dann gibt es ganz unterschiedlich genaue Arten, eine Geschichte zu planen. Je länger die Sache wird, desto genauer plane ich, sonst verrenne ich mich irgendwo und finde nie wieder zurück.
Hier ist mir die „Schneeflocken-Methode“ am liebsten:
Man tastet sich langsam an die Geschichte heran. Und das abwechselnd einmal an die Charaktere und dann wieder an die Handlung. Jedes Mal wird es genauer und konkreter. Das macht es leicht, Fehler oder Lücken zu finden und sie rechtzeitig zu korrigeren oder zu füllen. Es wäre nämlich ganz schön unangenehm, einen 80.000 Wörter-Roman komplett umschreiben zu müssen, nur weil man nicht bedacht hat, dass … !
Es beginnt mit „um was geht es denn?“, weiter zu „geht das ein bisschen genauer?“ über  „Wen aller brauche ich dazu?“, „jetzt noch etwas genauer, bitte“ und so weiter, bis parallel zueinander das „Casting“ und der Szenenplan fertig sind. Klingt nach viel Vorarbeit? Ist es auch! Mythos „Genie“ entzaubert, sorry, liebe „ich würde ja auch so gerne schreiben, aber …“ Mitbürger! Es ist Arbeit. Es ist Knochenarbeit. Aber eine der schönsten Knochenarbeiten, die ich mir vorstellen kann!
Besonders gut finde ich diese Methode für komplexe Handlungen wie Krimis oder Thriller oder für lange Geschichten, wie Romane (mir fällt gerade „der Medicus“ ein …).

Andere Methoden der Planung gibt es in allen möglichen Abstufungen, Genauigkeitsgraden. Heftig debattiert (in unserer Schreibrunde) ist manchmal die Methode: „Write into The Dark“ – sie wird leicht mit Bauchschreiben verwechselt: dabei bedeutet sie, zeitgleich zu schreiben und zu planen und zu überarbeiten. Nimm eine Figur und stell sie in ein Setting, und dann schau (mit den Fingern auf der Tastatur oder im Heft), was passiert. Dokumentiere es. Geh wieder zurück, wenn du was verändern willst oder musst. An dieser Methode gefällt mir, dass ich immer hautnah am Geschehen bin und meine Charaktere mich jederzeit überraschen dürfen. Aber das Wort „Ende“ – das gibt es erst, wenn das Werk reif für Lektor, Agent, Verlag … ist. Nicht eine Sekunde davor. Oh nein, es ist kein „Drauflosschreiben und dann schau ma mal“!
Ich mag daran, dass ich dabei kontrolliert spontan sein kann, aber disziplinert arbeiten muss. Einfach so schreiben und sagen: „Das besser ich dann beim Überarbeiten aus“, geht hier nicht. Ausgebessert wird immer sofort, sobald man eine Unstimmigkeit entdeckt. SOFORT. Und: ich schreibe eine Geschichte, die ich noch nicht kenne!
Diese Methode verwende ich am liebsten für Kurzgeschichten. Ob sie für mich auch bei größeren Projekten funktioniert – das verrate ich Dir, sobald ich es versucht habe 🙂

Oft ist es ein Mix aus mehreren Methoden, aus denen ich mir die Rosinen rauspicke oder die Teile schnappe, die mir gerade brauchbar scheinen.

Also: Ja, ich plane. Und: Ja, ich schreibe aus dem Bauch.
Wenn ich eine Orientierung habe; weiß, was ich will und wohin ich will, dann sind meine Figuren dran. Aber das Kommando bleibt bei mir!

#LoveWritingChallenge Tag 22: Weltenbau

Heute spiele ich also Gott und erschaffe Welten.
Diese Woche wird überhaupt sehr, sehr unspannend und trocken für Euch – es geht um Technisches. Das Handwerk. Achje, jetzt hab´ ich mich doch glatt verraten, pssst, liebe Nichtschreibende Mitlesende, hört einfach weg. Nein, nein. Natürlich hat Schreiben nichts mit Handwerk zu tun. Das kann man einfach, oder man kann es nicht. Da kommt natürlich die Muse herbeigeflattert, küsst uns andersartige Wesen, die wir sind und schon ist die Geschichte, der Roman, der Bestseller da. Wenn Ihr nur mehr Zeit hättet, Ihr würdet ja auch, aber Ihr habt sie ja leider nicht, ganz zum Unterschied von uns …

Schluss, Nina. Aus. Ernsthaft werden jetzt. Weltenbau. Wie also baue ich die Welten, die ich beschreibe.
Nun, ich schreibe ja keine Fantasy, wie schon das eine oder andere Mal erwähnt. Daher sind meine „Welten“ relativ „normal“.

Aber ohne Papier, Tixo und Bleistift geht es nicht. Ein Radiergummi empfiehlt sich auch und ein großer Tisch.
Am Beispiel „Heinrichsbirken“ erkläre ich es Euch jetzt, ich mach es bei (fast) jeder Geschichte so:
Heinrichsbirken ist ein Dorf, nicht ganz  klein – ich brauche ja einen Haufen Statisten dort – aber auch nicht groß. Für mich liegt es im nordöstlichen Waldviertel, vielleicht auch im westlichen Weinviertel – weil mir die Landschaft gefällt, und weil vor allem das Waldviertel in dieser Region viel Mystisches zu bieten hat.
Ein Dorf also. Es braucht eine Kirche und einen Kirchenwirt – es warert wegen der Kommunikation. Dazu natürlich ein Gemeindeamt, ein schäbiges Café und – weil´s ja dann viel lustiger wird – auch noch ein Nobelrestaurant. Und – weil´s ja dann gleich noch viel lustiger wird, das Restaurant im gleichen Haus.
Spätestens ab da wird gezeichnet. Also hier kommt man von der Autobahn und über diese Bundesstraße. Dann geht´s scharf nach rechts (hat nichts mit Politik zu tun! Nicht einmal symbolisch!) und da ist eine kleine Grünfläche … oder nein. Gewerbegebiet. Nein, das macht man nicht gleich zur Begrüßung, das kommt da wieder weg. Radiergummi. Fragezeichen. Der Flächenwidmungsplan ist ja auch erst ganz am Anfang. Ich „fahre“ also ins „Zentrum“, male die Kirche hin, den Kirchenwirt, das Postamt, die Schule. Hinter der Kirche brauche ich den Friedhof. Nicht, weil ich Krimis schreibe, sondern weil da auch eine Gärtnerei hin gehört ….
Apropos Gärtnerei. Habe ich nicht beschlossen, dass Sebastian Steiger eine Baumschule hat? Nicht hat. Leitet. Wohin mit ihr? Die braucht viel Platz. Großer Kreis rechts unten am Blatt für „Baumschule“. Ein Teil des Kreises landet am Tisch in dem Café, in dem ich gerade bin und auf eine Freundin warte.
Dann muss Sandra irgendwo wohnen. Die ist eine Alteingesessene, also wohnt sie in der Siedlung mit den Gärten. Hinter der Pizzeria (die im gleichen Haus wie das Café) – entsteht eine kleine Straße. So eine, in der man laut StVO nicht parken dürfte, weil sie zu schmal, aber keine Einbahn, ist. Dann noch zwei, drei Querstraßen und dann: Hier wohnt Sandra Grau. Ja. Hier.
Und hier mache ich einen Pfeil, der auf die nächste Doppelseite meines A4-Heftes zeigt. Fortsetzung da drüben.
Dann muss Maggie ja auch noch wo wohnen. Und weil das Grundstück ja der Anela Haslinger gehört und die ja auch noch den großen Hof hat, den im dritten Teil die Petra kauft, sollten die vielleicht nicht allzu weit voneinander …
Ein Bach sollte auch noch her. So eine Art soziale Trennlinie. Dort wohnen die „Normalen“, die Bürger und hinter dem Bach – ach lassen wir das. Genau. Nächste Doppelseite. Für „hinter dem Bach“.

Ich kenne mich in Heinrichsbirken inzwischen besser aus als in Wien. Weiß, warum die Trafikantin die Neonröhre, die schon seit Urzeiten blinkt, nicht tauschen will. Und warum sie ihren Laden unbedingt gegenüber vom Gemeindearzt braucht. Stehe in der Küche bei „Il Calabrese“ und verstehe, warum jeder den Laden „A la Mamma“ nennt.
So entstehen ganze Regionen, dazwischen Verbindungslinien, darauf Notizen über die Menschen, die da leben, ihre Hintergründe, was sie so tun und warum sie sind, wie sie sind. Denn um die geht es in Wahrheit doch: Um Marianne, Tellys Mutter, mit ihrem „Modesalon“; um den Kirchenwirt, der seit dem Tod seiner Seligen …; um Herrn Anton, der nicht verstehen kann, warum die Leute nicht verstehen; um Antonia Steiger, die ein Doppelleben führt – alles das nur, weil ich ein Dorf zeichne, in dem sich halt etwas abspielen soll. Aber was wäre denn ein Dorf ohne seine Bewohner (das ist übrigens schon die Kurzfassung von Tag 25)?
Ohne diese Zeichnungen wäre ich aufgeschmissen. Sie – und vor allem die Menschen, die da irgendwer sind, irgendwas tun und vor allem: irgendwas wollen und empfinden – bringen in meine Geschichten sehr viel Schwung und beeinflussen oft die geplante Handlung ganz massiv.

Wie? Ach so, ich hatte eine Melange bestellt. Ja, stellen Sie sie nur hierher, aber bitte nicht auf den Kindergarten!

 

#LoveWritingChallenge Tag 21: Eigenes Thema

Und was ist nun mein Kernthema als Autorin?
Es geht bei mir um Veränderung. Um Entwicklung, um Neubeginn. Einmal geht´s noch – Frauen, die an die oder über 50 sind. Die noch einmal von vorne anfangen. Ganz von vorne und das in mehr als nur einer Hinsicht. So etwas nennt man „Entwicklungsroman“ – und da drin hat alles Platz, was zum Mensch-Sein gehört.

So mit etwa fünfzig erleben viele Frauen eine weitere, ganz große Phase des Umbruchs. Innerlich durch das Klimakterium (nicht umsonst nennen viele Frauen sie „Die zweite Pubertät“) und äußerlich: Kinder sind flügge und ziehen aus – wie geht es mit der Ehe weiter (so sie denn überhaupt noch besteht)?; Eltern werden alt; auf der Karriereleiter geht es oft bergab,  …

Es ist ein „Und was jetzt?“ – Lebensabschnitt. Eine „Gestern war doch alles anders!“ – Phase. Eine „Wer bin ich?“ Strecke.

Wie gehen Frauen damit um? Was tun sie? Tatenlos daneben stehen geht fast nicht. (Abgesehen davon, dass Helden, die nichts tun, keine Helden sind – also nur in der Hochliteratur als Protagonisten geeignet, nicht aber, wenn es um Unterhaltung geht)

Meine Heldinnen tun etwas. Sie gehen neue Wege, von denen sie nicht wissen, wohin diese führen und ob sie die richtige (was ist das eigentlich?) Abzweigung genommen haben. Oft brauchen sie vom Leben einen Tritt in den …., bis sie endlich aktiv werden, aber dann sind sie es. Und sie sind es peinlich und schräg und emotional. Vor allem emotional.

Sandra – die ehemalige Rockerbraut, die nach einer wilden Zeit in einer Kommune schwanger wurde, den vermutlichen Vater des Kindes heiraten „musste“ und dann genau das Leben geführt hat, das sie nie wollte, bricht aus und will ihren Stolz zurück. Vielleicht hätte sie das vorher besser etwas genauer geplant und vor allem: gerechnet …

Maggie protestiert immer noch gegen ihre dominante Mutter und rennt gleichzeitig vor ihr davon – es wird Zeit, dass sie erwachsen wird (im positiven Sinn)

Petra wird mit der tatkräftigen Unterstützung ihres (bald darauf Ex-)Mannes aus einer Top-Position wegrationalisiert und erfüllt sich aus einer Art Trotz vom Golden-Handshake einen Jugendtraum. Einen, von dem sie nur eines sicher weiß: dass sie keine Ahnung vom Landleben hat.

Alle drei lernen dabei sich selber neu kennen, gehen neue Wege, machen Fehler, kämpfen. Und alle drei müssen eines begreifen – zum Teil sehr hart: auch mit 50Plus bleibt die Sehnsucht nach Liebe bestehen, ES IST NIE VORBEI.

Ja, das ist es, worum sich bei mir (fast) alles dreht:
Frauen, die in einem höheren Alter noch einmal von vorn anfangen. Es geht emotional her; wie auch gestern schon gesagt: Veränderung bedeutet Unsicherheit bedeutet Angst bedeutet Mut. Meine Heldinnen sind keine Superwomen; sie sind Frauen wie andere auch. Sie sind Romanfiguren, wie andere auch: zum Identifizieren und zum erleichtert Seufzen: „na, ganz so peinlich bin ich aber nicht!“ Zum Lachen, zum Lieben, zum An-die-Wand-kleben-Wollen.
Ihr Job? Sie sollen Mut machen. Mut zur Veränderung, egal in welchem Alter und egal, ob ein Verhalten als „männlich“ oder „weiblich“ gilt – Hauptsache, es gefällt.

#LoveWritingChallenge Tag 19: Versuchung

Die Versuchung, als Beitragsbild eine Collage zu machen – Eis, Schokolade, Zigaretten und rote Heels mit Handschellen  – war groß. So viele Versuchungen, so viele Angebote …

Mitten im Thema: Wer etwas als „Versuchung“ betrachtet oder als „Angebot“, das hängt stark von der Persönlichkeit ab.
Versuchung – ich bin ja nicht gerade stark in Sachen Bibel, aber der Begriff hat schon einen negativen Beigeschmack, eine Drohung. Wenn du den Apfel nimmst (den die böse, dumme Eva dir anbietet), dann wirst du aus dem Paradies vertrieben! Wenn du die Schokolade verschlingst, dann steigt dein Cholesterin. Ui, da kommt mir doch gleich die Panik!
Angebot – das ist etwas für offene Menschen, neugierige Menschen. Etwas, das man sich anschaut, und dann Ja oder Nein dazu sagt.

Kommt mit, machen wir einen kleinen Ausflug in die Persönlichkeitspsychologie. Ins Profiling, wenn Ihr so wollt:

Wenn wir ein Wörterbuch zur Hand nehmen und die Begriffe bewusst lesen, wird uns auffallen, dass ein großer Teil davon menschliche Eigenschaften beschreibt. Warum also in der Persönlichkeitspsychologie nicht darauf zurückgreifen? So entstand das Persönlichkeitsmodell der „Big Five“ – damals, auf der Uni, hieß es noch: „Es schaut aus, als wäre es tatsächlich brauchbar“. Jetzt, viele Jahre später, arbeiten Head Hunter damit genauso wie Partnerinstitute, genauso wie polizeiliche Ermittler.
Es besteht aus 5 Achsen, an deren Pole Eigenschaften stehen. Jede dieser Eigenschaften hat noch jeweils 6 Facetten, um sie genauer zu beschreiben.
Bekannt ist zum Beispiel die Achse „Extraversion-Introversion“. Ist jemand eine gesellige Plaudertasche, auf jeder Party zu finden (da, wo sich ein Menschenknäuel gebildet hat), oder ist jemand verschlossen, am liebsten auf einer einsamen Almhütte, vielleicht sogar ein Misanthrop (das wiederum hängt davon ab, wie hoch seine Werte auf der „Neurotizismus“-Skala sind)?
Eine dieser Achsen beschreibt das Merkmal „Offenheit für neue Erfahrungen“. Wieder mit 6 Facetten dazu. Man kann offen sein für Gefühle, für Handlungen (gestern war´s noch japanisch Bogenschießen, heute Amigurumis häkeln), für Werte (gestern noch Buddhist, heute überzeugt von Kant) – was du solchen Menschen unter die Nase hältst, sie werden es untersuchen und ausprobieren. Sie werden den Begriff „Versuchung“ als „Angebot“ umdeuten. Die Neugier wird größer sein als die Angst. „Mehr als schiefgeh´n kann es nicht“. Diese Eigenschaft ist besonders wichtig für Kreative, für Unternehmer, für „Veränderer“. Klingt gut, oder? Klingt erstrebenswert!
(Anmerkung: für die meisten Menschen im Umfeld der „Offenen“ ziemlich anstrengend …)
Aber wir würden im Chaos versinken.
Am anderen Ende der Skala befinden sich die Menschen, die lieber nichts riskieren. Für sie wird in jeder neuen Möglichkeit ein hohes Maß an Gefahr stecken. Die Vertreibung aus dem Paradiese droht! Lieber mit den vertrauten Missständen leben, als das Risiko einzugehen, bei einem Versuch zu scheitern. Menschen, die bewahren wollen. Die auf „Recht und Ordnung“ achten. Klingt langweilig und spießig, oder? „Des hamma imma scho so g´macht“ gegen „was wäre, wenn?“ Auf das Angebot „Versuch!“ reagieren sie mit einem halb erstickten „Ung“ (als Laut ohne inhaltliche Bedeutung)

Natürlich spiele ich immer gerne mit Versuchungen, halte meinen Charakteren leckere Karotten vor die Nase und beobachte, wie sie reagieren.
Wird Leonora der Versuchung widerstehen und lieber weiterhin in netten Blümchenkleidern jeden Freitag mit ihrer Leserunde Liebesromane besprechen?
Wird Charly achselzuckend davon ausgehen, dass Frau König schon längst eine neue e-card hat?
Was genau ist denn nun eigentlich die Versuchung? Ist es für Michael das „Angebot“, eine Beziehung mit Sandra einzugehen; auf die Gefahr, dass er Schwierigkeiten bekommt – oder ist es das „Angebot“, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten, weil Liebe, die nicht genährt wird, sowieso einmal vergeht; auf die Gefahr, dass er eine glückliche Beziehung verpasst?

„Versuchung“ oder „Angebot“ – wie Menschen damit umgehen, hat viel mit „Angst“ und „Mut“ zu tun. Und das ist das morgige Thema. Und das ist auch ein großes (Sub-)Thema bei allem, was ich schreibe.

#LoveWritingChallenge Tag 16: Freundschaft als Thema

Genau wie gestern: Kein Kernthema bei mir.
Genau wie gestern: Aber sehr, sehr wichtig.

Kaum ein Lebewesen ist in der Lage, alleine zu bestehen. Nicht lang. Soziale Bindungen sind für uns überlebenswichtig. Es macht einen gewaltigen Unterschied, ob jemand alleine ist oder einsam.

Natürlich bestehen oder entwickeln oder lösen sich in meinen Geschichten Freundschaften. Oft ganz überraschend.
Auf einmal haben Tellys Streiche einen anderen Grund als den, Petra vom Grundstück des Hexenkonvents zu vertreiben. Aber zugeben kann sie nicht, dass sie vor dieser hartnäckigen Frau Respekt bekommen hat. Dass sie sie sogar mag. Wie stünde Telly dann vor ihren – Freunden – da?

Wie hätte Sandra ohne Doris den Kopf aus der Schlinge der SVA bekommen, knapp vor ihrem unternehmerischen Durchbruch? Und wie hätte sie ohne Larissa gemerkt, dass auch sie gut ausschauen kann?

Maggie hätte ohne ihre Schreibfreunde vielleicht aufgegeben und nie gelernt, an sich zu glauben. Und nie die Herde gefunden, zu der sie gehört.

Zaide hätte es ohne den Wind niemals geschafft, die Verlobung (von den Eltern beschlossen) ohne Gesichtsverlust zu lösen.

Es geht natürlich auch umgekehrt – Freunde, die sich als Gegner herausstellen, wie Maggies ehemalige Schulfreundin, die in Wahrheit Maggie mit dieser Freundschaft nur „entschärfen“ will.

Eine Freundin hat mir einmal eine Karte mit einem Cartoon geschenkt. Darauf sieht man einen Garderobenständer, an dem „Mäntel“ mit Igelstacheln hängen. Und an einem Tisch sitzen Igel – ohne Stacheln – und spielen Karten.
Jemanden kennen, bei dem man die Möglichkeit hat, die Stacheln abzulegen – und jemanden kennen, der es riskiert, bei uns die Stacheln abzulegen …

Genau wie gestern: Wie kann so etwas Wertvolles KEIN Thema sein?

 

#LoveWritingChallenge Tag 13: Musik

Heute fasse ich mich kurz – versprochen! Weil morgen …

Musik als Quell der Inspiration. Dumm, dass ich beim Autofahren nicht zugleich auch schreiben kann. Ansonsten habe ich es nun einmal gerne ruhig; selten, dass daheim Musik läuft.

Wofür Musik aber immer gut ist: sie hilft mir, mich in die passende Stimmung zu versetzen, oder überhaupt erst einmal vom Real-Life in den Schreibmodus zu kommen. Wenn ich noch auf der Palme sitze und mit Kokosnüssen um mich werfe, wird´s ein bisserl schwierig, das nötige Einfühlungsvermögen für den von Petra zu Schulzeiten verletzten Wolfgang aufzubringen. Die Szene würde ziemlich anders verlaufen, als sie sollte. Ziemlich. Anders.

Ich habe so „meine“ Songs, die ich auf YouTube abspiele, wenn ich das Gefühl für „ich komm´ einfach nicht los“ brauche (Hopelessly devoted). Oder für: „habt mich gern, ich mache mein eigenes Ding“ (It´s my life – das ist sowieso mein ganz persönlicher Song). Oder ich möchte, dass jemand bitte gefälligst endlich aktiv wird (I need a hero) …

(Hard-)Rock, Pop, Musical, Jazz, Ethno, Klassik – das sind so die Genres. Klassik hauptsächlich instrumental, allen voran Chopin. Gerne auch Ennio Morricone 🙂 Wie gesagt, es hängt von der Stimmung ab, die ich brauche, um hautnah am Geschehen zu sein; zu spüren, was die Charaktere spüren; um ihre Wut oder Angst oder was auch immer, aus deren limbischen Systemen über meine Finger in die Tastatur laufen lassen zu können.

Musik ist Gefühl, und genau dafür nutze ich sie.